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Jürgen Essers hat seine Regale leer geräumt.
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Schloss Rheydt: Kunterbunte Eier-Schau
Jürgen Essers zeigt im Schloss Rheydt seine
verrückte Privatsammlung - bemalte Eier in allen Variationen.
Bisher ist noch keins zu Bruch gegangen.
Mönchengladbach. Es wird sie geben: die Malkurse auf
Straußenei; die Ei-Postkarte zu runden 90 Cent für den ausgefallenen
Ostergruß; an die 30 Künstler-Eier stehen im Museums-Shop
zum Verkauf, flankiert von weich gebetteten Enten-, Wachtel-,
Gänse- und Schwaneneiern, die eine Neusserin an die aufs Ei
gekommene Kundschaft bringen möchte. Jürgen Essers´ Idee vom
Künstler-Ei als Sammelobjekt ist an sich schon eine verrückte
Angelegenheit. Die Ausstellung von 241 Doppel-Exponaten unter
dem Titel "Ei und Werk" im Schloss Rheydt ist dazu die kunterbunte
Sensation im tristen niederrheinischen Winter.
Seine "Schwäche für Privatsammlungen, gerade mit lokalem
Bezug", ließ Museumsdirektor Carsten Sternberg die Idee
von Essers sozusagen "blind" aufgreifen. "Ich habe am 4.
März 65. Geburtstag, das Schloss hatte Raum und Zeit, da
ging alles ganz flott", sagt Essers von seiner Idee, sein
Haus leer zu räumen und mit Freunden Geburtstag inmitten
seiner Sammlung zu feiern. Und so steht, was vorher private
Ikea-Regale bevölkerte, nun in bestens beleuchteten Vitrinen.
Ein Ei neben dem anderen, eins bunter als das andere und
sämtlich Unikate mehr oder weniger bekannter Künstler.
Sieben Jahre ist es her, dass Essers in Köln zwei Straußeneier
kaufte und seinen Freund, den Pop-Künstler Fischer-Art,
bat: "Mach was draus". So entstanden zwei bemalte Eier als
Pendant zu zwei Bildern und die Idee: Zu jedem Bild, das
der Ex-Banker von nun an kaufte (und Essers nennt an die
1000 Bilder sein eigen), musste ein Ei entstehen.
Das kostete auch manchmal Überredungskunst, erzählt Essers
heute und die Geschichten ums Künstler-Ei sind so zahlreich
wie die Exponate. Das weitest gereiste Ei musste nach St.
Petersburg und zurück, das schnellste war in vier Stunden
fertig, kein einziges ging zu Bruch. Da ist vieles vor allem
bunt, manches aber wunderbar kreativ. Urmel-aus-dem-Ei,
das Ei mit Damenbeinen versprüht Erotik, das Ei wird auch
schon mal zur Weltkugel. Immer hängt zum Ei in der Vitrine
ein Gemälde als Pendant an den Museumswänden, und so artet
der Besuch der Ausstellung "in österliches Eiersuchen" aus,
wie es Sternberg formuliert.
Zur Eier-Schau hat sich der Sammler einen aufwändig gestalteten
Katalog drucken lassen, in dem vom Fotografen Mayska jedes
Ei samt Werk abgebildet ist. Er kostet 20 Euro. Die Ausstellung
beginnt am Samstag, 15 Uhr, und dauert bis zum 3. April.
03.03.05
Von Armin Kaumanns