AP-189 4 ku 504 APD8383 DEU/Kunst/Ausstellung/Eier KORR. AP, 02. März 2005 14:40
"Wenn Sie mir dazu noch ein Ei gestalten würden..."
Kunstliebhaber verlangte zu jedem Bild ein Ei
Ausstellung in Schloss Rheydt
Von AP-Mitarbeiterin Maike Jansen
Rheydt (AP) Der Kunstliebhaber Jürgen Essers hat zu jedem Bild, das er kaufte, ein Straußenei gesammelt - und zu jedem Ei wiederum eine ganz eigene Geschichte. Zum Beispiel die von einem Mann, der nach vierzig Jahren wieder einen Pinsel in die Hand nahm, weil der Kunstsammler ihn darum bat, ein Ei zu seinem 1964 gemalten Bild zu gestalten. Oder die vom Künstler Simon Dittrich, der den Ei-Auftrag erst vier Monate liegen ließ und das Straußenei dann innerhalb von vier Stunden in Essers Anwesenheit bemalte. "Ei und Werk" heißt die Sammlung des Kunstliebhabers Essers, die von Samstag, dem 5. März, bis Sonntag, den 3. April, im Städtischen Museum Schloss Rheydt zu sehen ist. Eine Ei-Ausstellung kurz vor Ostern, das scheint kein Zufall zu sein. "Natürlich passt der Zeitpunkt, aber es ist eher eine Art Ironie, keine wirkliche Absicht", sagt Museumsdirektor Carsten Sternburg und schwärmt vom "interaktiven Charakter" der Ausstellung: Der Besucher könne ja das traditionelle Eier-Suchen ins Museum verlegen und immer das passende Werk zum Ei finden. Einige Künstler haben es dem Besucher dabei einfacher gemacht als andere. So sind auf dem "Janosch-Ei" die gleichen, für den Kinderbuchautor typischen Gesichter mit lang gezogenen Nasen zu sehen wie auf dem dazugehörigen Bild. Auch Carla Metschs Ei ist leicht zu erkennen: Sie hat zu ihrer Skulptur noch eine zweite Figur aus dem Straußenei schlüpfen lassen. Schwerer wird es für den Besucher bei Gerd Mackensens Kunstpaar: Während sein ursprüngliches Werk in eher blassen Farben gehalten ist, hat er sein Ei mit einem feurigen Rot bemalt. "Für die Skulpteure war meine Aufgabe besonders schwierig umzusetzen", glaubt Essers. Gerade hier zeige sich aber auch eine erstaunlich große Phantasie der Künstler. Martine vanden Broeck setzte zum Beispiel einen kleinen Drachen in das aufgebrochene Straußenei, Freddy van Cotthem gab dem Ei einen Mund und stellte es auf zwei Frauenbeine. Zwtl: Manchmal harte Kämpfe ausgefochten. Die Idee zu der Sammlung, die mittlerweile 263 Eier von 241 verschiedenen Künstlern zählt, kam Essers, als er in einem Blumenladen einen großen Korb voller Straußeneier entdeckte. "Keins sah aus wie das andere", erklärt er und fügt hinzu: "Da ich selbst groß und kräftig bin, waren mir Hühnereier als Osterdekoration schon immer zu klein." Er habe zwei Eier gekauft und sie einem befreundeten Künstler zum Verzieren zugeschickt. Von da an bat er jeden Künstler, dem er ein Bild abkaufte, ihm ein dazu passendes Ei zu gestalten. Dafür mussten die zerbrechlichen Kunstwerke teils lange Reisen auf sich nehmen: Einen Künstler erreichte Essers in Sankt Petersburg, das Ei fand seinen Weg schließlich über einen Zwischenstopp in Hamburg zurück zum Kunstliebhaber. "Wenn Sie mir dazu noch ein Ei gestalten würden" - eine ungewöhnliche Forderung, von der nicht alle Künstler direkt begeistert waren. "Da habe ich schon harte Kämpfe ausgefochten, aber letztendlich haben mit einer Ausnahme alle Künstler zugesagt", erzählt Essers mit einer Spur von Stolz. An den Handgelenken des Kunstsammlers glänzen gleich zwei Armbanduhren, Relikt einer vergangenen Sammel-Leidenschaft. "Die Uhren waren für mich auch Kunst, ich habe sie allerdings für die neue Sammlung verkauft", sagt Essers und wirkt dabei kein bisschen wehmütig. Vielmehr scheint er schon jetzt von einem nächsten Sammelprojekt zu träumen. Die Eier will er mitsamt den Werken verkaufen, allerdings vorerst nur, "wenn mich einer mit Geld zuschmeißt", also die gesamte Sammlung erwerbe. Was als nächstes kommt, weiß Essers noch nicht. "Vielleicht wieder irgendwas mit Kunst", spekuliert er. "Die Hauptsache ist: Sammeln,sammeln,sammeln."